An einem Mittwochmorgen Ende September machte sich unser Essener Wünschewagen-Team, bestehend aus den beiden Ehrenamtlichen Andrè und Britta, auf eine „etwas andere“ Wunschfahrt:

Das Wiedersehen mit der Familie nach über 10 Jahren war der Anlass, begleitet wurde unser Fahrgast dabei von einem TV-Team des ZDF.

Die an Krebs erkrankte Lisa* hatte den innigen Wunsch, ihren Papa und dessen Ehefrau noch einmal in die Arme zu schließen. Seit langer Zeit war es nicht möglich gewesen, sich gegenseitig zu besuchen. Denn sowohl unser Fahrgast als auch der Vater sind auf den Rollstuhl angewiesen, sodass die Distanz von rund 400 Kilometern nicht ohne Weiteres zu überbrücken war.

Wie gut, dass es unsere Wunscherfüller*innen aus dem Ruhrgebiet und aus Westfalen gibt, die Lisa diesen Wunsch sehr gerne Hand in Hand erfüllten! Denn da der Essener Wünschewagen anderweitig im Einsatz war, sprangen die Münsteraner spontan ein und halfen mit ihrem Wagen aus. Vielen Dank für die wieder einmal tolle Unterstützung!

Nachdem das TV-Team eingetroffen war, ging es gemeinsam mit André und Britta los nach Mülheim an der Ruhr, wo Lisa schon sehnsüchtig auf die Ankunft des Wünschewagens wartete. Aufgeregt nahm sie alle in der Vorhalle des Seniorenheims, in dem sie lebt, in Empfang. Nach einer kurzen Kennenlernrunde entspannte sie sich und fühlte sich sichtlich wohl mit ihren Begleiter*innen. Die Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihrem Papa stieg und endlich ging es los in Richtung Schwarzwald!

Obwohl der Verkehr für einige „Zwangspausen“ sorgte, nutzten alle die Fahrt für viele schöne und lustige Gespräche. Man lernte sich noch besser kennen und bildete inzwischen eine eingeschworene kleine Reisegemeinschaft. Nach über sechs Stunden Fahrt kam das Ziel endlich in Sichtweite. Je näher der Wünschewagen ihrem Papa entgegenfuhr, desto nervöser wurde Lisa. Wie würde das Wiedersehen sein – nach so langer Zeit?

Die Einfahrt zum Wohnhaus war von der Familie geschmückt worden. Schon als Lisa ihren Papa und dessen Frau durch das Fenster des Wünschewagens erstmals erblickte, liefen ihr kleine Tränen über das Gesicht. Endlich ausgestiegen, gab es dann kein Halten mehr. Ein sehr emotionaler Moment, in dem selbst das TV-Team Tränen in den Augen hatte…

Dann ging es in die Wohnung, wo die Frau des Vaters ein imposantes, mit viel Liebe und Mühe hergerichtetes Picknick-Buffet aufgebaut hatte. Sowohl unsere Wunscherfüller*innen als auch das ZDF-Team wurden herzlich eingeladen. Nach dem Essen verabschiedeten sich die Teams, sodass die Familie die gemeinsame Zeit für vertraute Gespräche und das lang ersehnte Widersehen ausgiebig nutzen konnte.

Erst spät am Abend holte der Wünschewagen Lisa ab und brachte sie ins nahe gelegene Hotel, wo sie und ihre Begleiter*innen die Nacht verbrachten. Aber bereits zum Frühstück ging es am nächsten Tag wieder zur Familie. Und dort wartete dann noch eine tolle Überraschung auf unseren Fahrgast: Gemeinsam fuhren alle zu einer Alpaka-Farm.

Auch dort wurde der Wünschewagen bereits erwartet. Sowohl vom Team der Farm als auch von 75 Alpakas, die – angelockt vom Futter – für unseren Fahrgast „Spalier standen“. Dieser Anblick berührte Lisa so sehr, dass sie erneut weinen musste. Vor Freude, denn wieder hatte sich ein großer Wunsch ihrer „To-Do-Liste“ erfüllt! Ganz nah kam sie den schönen Tieren, konnte sie sogar füttern und streicheln…

Doch damit war der Tag noch lange nicht zu Ende. Weiter ging es bei einem kleinen Spaziergang durch den herbstlichen Schwarzwald zum Aussichtsturm „Himmelsglück“. Dort stellte sich jedoch leider heraus, dass der Aufzug defekt war. Obwohl Wunscherfüller André und der herbeigerufene Techniker alles versuchten, um den Aufzug wieder instand zu setzen, war der Defekt leider kurzfristig nicht zu beheben. Es wurde also leider nichts mit einer atemberaubenden Sicht über den Schwarzwald. Doch die Zeit mit der Familie, vielen Gesprächen und Umarmungen machten diesen kleinen Rückschlag schnell wett und man genoss einfach die gemeinsamen Augenblicke in der Sonne.

Dann folgte der wohl schwerste Moment – nach einer intensiven, aber natürlich gefühlt viel zu kurzen Zeit für die Familie. Mit dem Wissen, dass es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit das letzte

Mal sein wird, dass sie sich in den Armen liegen können, verabschiedeten sie sich so herzlich und innig, dass auch hier wieder jeder Tränen in den Augen hatte.

Leider gestaltete sich der Rückweg in Ruhrgebiet dann noch staugeplagter als der Hinweg. Acht Stunden sollte er schließlich dauern – für alle sehr anstrengend. Aber Lisa traf dennoch überglücklich im Seniorenheim ein. Sie zehrte von der gewonnenen Kraft…

Einen Tag später sollte der nächste Chemo-Zyklus starten, den sie, emotional gestärkt und mit dem Wissen, dass ihre Familie auch aus der Ferne für sie da ist, kämpferisch anging…

Wunscherfüllerin Britta erinnert sich: „Ich möchte behaupten, dies war eine meiner emotionalsten Fahrten, auf der wir eine Familie kennenlernen durften, die durch Schicksale getrennt wurde und dann durch Schicksale wieder zusammengebracht wurde. Einfach eine echte, herzliche liebevolle Familie, die der Wünschewagen durch einfaches ‚Näherbringen‘, um so viel bereichern konnte.

Das sind die Momente, in denen sich all der Aufwand und die Zeit lohnen, und wir dankbar sind Wunscherfüller*innen sein zu dürfen.“

*Name geändert